Zeitungsartikel von Stefan Sander :

"Luftkrieg über dem Eichsfeld"

Forschungsarbeit zu den etwa 70 Abstürzen soll fortgesetzt werden

Am 27.11.1944 tobte in den Mittagsstunden am Himmel über dem Eichsfeld ein erbitterter Luftkampf . Viele Eichsfelder wurden dabei Augenzeuge.
Im Verlaufe der Kämpfe stürzten im Landkreis Eichsfeld mindestens 7 deutsche Jagdflugzeuge der Typen BF 109 und FW 190 ab, wobei 5 junge Piloten ihr Leben lassen mussten. Die Verluste der Luftwaffe im gesamten Reichsgebiet an diesem Tag betrugen mindestens 51 Flugzeugführer mit den dazu gehörigen Maschinen.
Beteiligt an den Abwehrkämpfen waren die einzelnen Gruppen der Jagdgeschwader 26,27,54,300 und 301.

Es ist Montag der 27.11.1944. Das Wetter des Vortages hat sich verschlechtert, trotzdem herrscht über Europa mehr oder weniger gutes Flugwetter. Gegen 11.00 Uhr starten die Verbände der
8. Luftflotte mit ihren Fortress ( B-17 ) und Lieberator ( B-24 ) in England um Verkehrsziele im Rhein-Main Gebiet anzugreifen. Den Bombern voraus flogen alliierte Jagdflugzeuge der Typen
Mustang ( P 51 ) und Thunderbolt ( P 47 ) um die Bomberverbände vor deutschen Jagdflugzeugen abzuschirmen.
Gegen 12.30 Uhr kam es dann zu Feindberührungen im Raum südlich des Harzes. Dabei kam es zu heftigen Luftkämpfen mit den amerikanischen Jägern, die man vom Boden gut beobachten konnte.

Im Verlauf der Kämpfe wurde in der Gemarkung von Küllstedt der Unteroffizier Gustav Wimmer,
2. JG 301, mit seiner FW 190 A9 und der Feldwebel Walter Zähres, 11. JG 300, ein Opfer der Mustangs.
Walter Zähres flog eine Messerschmitt Bf 109 mit der aufgemalten grünen Neun als Kennnummer. Beide fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Küllstedt.

Ebenso unterlegen war der Gefreite Karl Heinz Schöffmann vom 3. JG 300 und der Obergefreite Mathias Prinz vom 11. JG 300.
Karl Heinz Schöffmann fiel in der Nähe von Beuren, wo er auch beerdigt liegt. Er wurde bereits am 18.07.1944 schon einmal, östlich von Weilheim, abgeschossen, konnte sich aber mit dem Fallschirm retten.
Mathias Prinz konnte noch mit dem Fallschirm, aus seiner Bf 109, abspringen. Leider konnte sich der Schirm, wegen der geringen Höhe, nicht mehr öffnen, sodaß er wenig später seinen Verletzungen erlag. Er liegt auf dem Friedhof in Worbis beerdigt.

In der Flur von Rüstungen fand der Gefreite Rudolf Müller, vom 12. JG 300, fast zur selben Zeit den Fliegertod.

Etwas mehr Glück hatte ein Pilot, der auch bei Beuern abgeschossen wurde und sich mit dem Schirm retten konnte. Von ihm fehlt bisher die Identität. Die Aufschlagstelle von seinem Flugzeug ist bekannt und bei weiteren Recherchen zu dem Fall kann man vielleicht etwas über ihn erfahren.

Über dem Dorf Effelder wurde die Focke Wulf 190, des Oberfeldwebel Hans Müller, von einer P 51 in Brand geschossen und er entschloß sich zum Aussteigen. Dazu drehte er sein Flugzeug auf den Rücken, öffnete die Haube, stemmte sich aus der Maschine und ließ sich einige tausend Meter herabfallen, bevor er den Schirm öffnete. Dies war genau über dem Ort, wo er große Angst hatte genau auf dem Kirchturm zu landen. Sein Flugzeug stürzte in den Wilhelmswald zwischen Struth und Bickenriede.
Nach 54 Jahren wurde aus der Aufschlagstelle ein Propellerblatt geborgen. Hans Müller lebt heute in Süddeutschland und konnte dort, nach genau 55 Jahren, das geborgene Blatt mit Freude entgegennehmen.

Dies sind nur die Verluste der Luftwaffe im Raum Eichsfeld an einem Tag, dem 27.11.1944. Im gesamten II.Weltkrieg stürzten im Landkreis Eichsfeld zwischen 60 - 70 Flugzeuge auf deutscher und alliierter Seite ab. Bei fast allen Luftkriegsereignissen gibt es noch offene Fragen, sodaß noch um Hinweise aus der Bevölkerung gebeten wird.
Wer sich an diese Zeit noch gut erinnern kann, vielleicht noch Fotos hat oder andere Informationen, der melde sich doch bitte bei mir unter 036075 / 64734.